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Oberharzer Bergwerksmuseum

Bergwerksmuseum Bildrechte: Bergwerksmuseum
Das Oberharzer Bergwerksmuseum in Clausthal-Zellerfeld.

Der Bergbau und seine Kultur, die mit der Landschaft prägenden Oberharzer Wasserwirtschaft 2010 durch das Welterbe-Prädikat ausgezeichnet wurden, erregten immer schon das Interesse von Harzbesuchern. Zu obligatorischen Harzreisezielen gehörten das Bergwerk Rammelsberg mit der Altstadt von Goslar ebenso wie die sieben freien Berg(bau)städte mit ihren reichen Silbergruben auf den Oberharzer Gangzügen. Bereits im 18. und 19. Jahrhundert boomte ein erster Bergbautourismus und einzelne Gruben entwickelten sich bei laufendem Betrieb zu wahren Besuchermagneten. Die wohl bekanntesten dieser frühen „Besucher-Bergwerke“ waren die reichen Silbererzgruben Dorothea und Caroline, zwei Kilometer östlich von Clausthal.

Es waren die Bergbeamten aus dem Oberbergamt Clausthal und seinen nachgeordneten Bergämtern, welche diese frühe Kulturvermittlung in den Bergbaubetrieben ermöglichten. Federführend wirkte die Bergbehörde auch in der Traditionsbildung und der Kultivierung alles „Bergmännischen“. Lange bevor die Musealisierung des Oberharzer Erzbergbaus und seiner Montankultur begann, bewies der Bergregistrator von Salz handfest regionalen Eigensinn. Im Jahr 1862 sollte ein 1696 datierter Glashumpen mit Bergbaumotiven vom Ringer Zechenhaus in Zellerfeld in die Landeshauptstadt, an das neu zu gründende Welfenmuseum abgegeben werden – Vorläufer des heutigen Landesmuseums. Für das Berg- und Forstamt Clausthal meldete von Salz kurz und bündig nach Hannover, »daß Wir beschlossen haben, das … Gefäß an seinen bisherigen Aufbewahrungsorte zu belassen«. Heute ist das prunkvolle Bergbauglas eines der schönsten und wertvollsten Schaustücke im Oberharzer Bergwerksmuseum und eine von zahlreichen Dauerleihgaben vom Oberbergamt Clausthal.

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Oskar Langer mit einem Stadtmodell aus dem Jahr 1928.

Als Initiator für die Musealisierung des Harzer Bergbaus gilt Berghauptmann Adolf Achenbach (1825-1903), der von 1878 bis 1900 Direktor im Oberbergamt Clausthal war und 1884 sämtliche Berginspektionen dienstlich anwies, auf den Werken „bergbauliche oder hüttenmännische, interessante Alterthumsfunde“ zu sichern. Er richtete im Oberbergamt Clausthal zugleich eine Sammelstelle zur „Begründung eines Bergbau-Alterthumsmuseums“, die den altehrwürdigsten Exponaten-Kern des maßgeblich auf Initiative der Bergbehörde gegründeten „Oberharzer Museums“ bildet.

Gegründet im Jahr 1892 – mehr als 15 Jahre vor dem Deutschen Museum in München – gilt das „Oberharzer Museum zu Zellerfeld“ heute als das älteste technikhistorisch ausgerichtete Museum Deutschlands. Maßgeblich hierzu beigetragen haben Protagonisten einer Bergbehörde, die ein besonderes historisches Bewusstsein auszeichnete – Berghauptmann Dr. Bornhardt, der es in den Wirren der Zwischenkriegszeit verstand, 1924 erst den Oberharzer Geschichts- und Museumsverein, um dann 1928/29 das Bergwerksmuseum wiederzugründen; Bergvermessungsinspektor Oskar Langer, der für seinen Chef Dr. Bornhardt kunstvolle Schaumodelle anfertigte, die bis heute in vier Museen im Welterbe (Goslar, Rammelsberg, Clausthal-Zellerfeld, St. Andreasberg) zu bestaunen sind; Oberbergrat Barry, Direktor der Berginspektion Lautenthal, der 1930 im Chaos von Stilllegung und Abbruch der Oberharzer Bergwerke schutzwürdige Bergbaumaschinen, sogar ganze Gebäude rettete, um im Freigelände vom „Oberharzer Museum“ ein montanhistorisches Museumsdorf aufzubauen, nach dem Vorbild des Anschauungsbergwerks im Deutschen Museum München.

Natürlich zählt in diese Reihe auch der heute auf Grund seiner Nazi-Vergangenheit nur mehr kritisch zu würdigende Oberbergrat Dennert, der 1949 damit begann, Kulturdenkmale gerade auch außerhalb des musealen Schutzraums mit seinen bekannten „Dennert-Tannen“ zu markieren. Als langjähriger OGuMV-Vorsitzender und Museumsleiter lockte er den Massentourismus ins Bergwerksmuseum. Zwei Jahrzehnte, von 1969 bis 1989, kamen weit mehr als hunderttausend Gäste pro Jahr – das lässt den Museumsleiter heute wehmütig werden. Zu würdigen ist auch der viel zu früh verstorbene Bergoberrat Lampe, mit seinem Engagement für den Verein Ottiliaeschacht und die Tagesförderbahn voranbrachten, der das Bergarchiv Clausthal als Außenstelle des Hauptstaatsarchivs „ausgründete“ und die Montanhistorischen Kolloquien ins Leben rief. Viele, viele weitere Namen von Museumsfreunden und Förderern im Bergamtsumfeld wären zu nennen. Als Fazit bleibt: der in der Harzer Bergbehörde über Jahrhunderte gesammelten Expertise und Leidenschaft für den Bergbau verdankt das Oberharzer Bergwerksmuseum heute nicht allein seinen Status als „Stammhaus aller Harzer Bergbaumuseen“. Bergbeamte und ihr traditionsreiches Wirken schufen vielmehr einen Ort des „Wissens“ für die Zukunft und für die nachkommende Menschheit im UNESCO-Welterbe im Harz.

Zur Internetseite des Oberharzer Bergwerksmuseum: https://www.oberharzerbergwerksmuseum.de



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